Freitag, 10. September 2004
Frisuren der chinesischen Frauen im Wandel der Zeiten des 20. Jahrhunderts
figaro, 09:24h
A: Frauen, egal ob in China oder in Deutschland oder sonst wo, sind ja zumeist sehr um ihr Äußeres bemüht und scheuen dabei keine Mühe. Viele Dinge spielen dabei eine Rolle, und besonderes Augenmerk ? verbunden mit vielfältigen Aktivitäten und mitunter beträchtlichen Ausgaben - gilt dabei der Frisur.
B: Dabei sind Frisuren natürlich auch modebedingten Veränderungen Unterworfen. In der heutigen Rubrik "wussten Sie schon" wollen wir deshalb mal einen Blick auf die Frisuren der chinesischen Frauen im Wandel der Moden des 20. Jahrhunderts werfen.
A: Genau. Aber bevor es so richtig losgeht mit dem haarigen Thema -- sag mal, Qiu Jing, was ist denn bei chinesischen Frauen derzeit so angesagt in Sachen Frisur?
B: Oh, das ist schwer zu sagen. Eine dominierende Frisur-Mode gibt es meinem Eindruck nach heute nicht mehr. Die Frisuren der Frauen sind heute so vielfältig, dass es kaum noch möglich erscheint, hier festlegen zu wollen, welche Frisur besonders im Trend liegt.
A: Na ja, dann halten wir uns vielleicht an einen hierzulande populären Song, in dem der Sänger halb scherzhaft meint, heutzutage hätten die Jungs in den Städten längere Haare als die Mädchen, wobei die jungen Damen dafür jeden Tag eine neue Frisur haben wollten...
B: Na ja, wenn ich beide ansehe, dann ist das sicher ein bisschen übertrieben, aber es stimmt schon: Die Frisuren vor allem junger Chinesinnen bieten heute ein verwirrend vielfältiges Bild. Da ist von ganz kurz bis ganz lang alles vertreten, und von den Farben reden wir mal gleich gar nicht.
A: Nun beklag Dich mal nicht, auch wenn die Frisurenvielfalt früher tatsächlich höchst überschaubar war. Gleich verraten wir Ihnen, wie die Frisuren der Chinesinnen früher aussahen.
A: Gehen wir mal zurück an den Anfang des 20. Jahrhunderts, also in die letzten Jahre des chinesischen Kaiserreiches. Am Ende der Qing - Dynastie trugen die Frauen im allgemeinen einen Haarknoten am Hinterkopf. Die Stirn blieb dabei völlig frei. Manche Frauen teilten ihre Haare auch in zwei Strähnen, die sie in einem lockeren Knoten seitlich am Kopf herabhängen ließen. Unverheiratete Frauen durften ihre Frisur dabei nicht nach Belieben verändern, denn der Jungfräulichkeit entsprach eine traditionell genau festgelegte Haartracht.
B: Aber spätestens nach dem Sturz der Monarchie in der Revolution 1911 begannen die alten verkrusteten Strukturen aufzubrechen, und modebewusste Studentinnen, Künstlerinnen und Schauspielerinnen entdeckten völlig neuartige Ponyfrisuren. Die Stirnhaare waren dabei oft länger als 10 Zentimeter, und die ganze Frisur ähnelte einem Pfirsich.
A: Von wegen Pfirsich -- Bubikopf. Derlei neue Moden griffen vor allem im weltoffenen Shanghai um sich, das ja in den Zwanziger und Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts die wohlhabendste und blühendste Stadt in China war, in der auch internationale Einflüsse am schnellsten Fuß fassten. Dort waren ausländische Filme, Duftwasser, Mode usw. in, und von dort aus breiteten sie sich langsam in den Rest des Landes aus.
B: Die Frauen, zumal Studentinnen und Schauspielerinnen, hielten sich nicht mehr an die alten Traditionen und begannen, ihr Haar in allen Variationen zu tragen, kurz, lang mit Haarband oder mit Dauerwelle. Diese neue Entwicklung betonte nicht nur den speziellen asiatischen Charme, sondern dokumentierte zudem auch den modernen Anspruch der Frauen auf soziale Anerkennung und Respekt.
A: Auf alten Fotos sieht man, dass sich zum Beispiel Intellektuelle und Künstler im China der 20er Jahre in Kleidung und Frisur sehr schnell ihren Kollegen im Rest der Welt annäherten. Also, die sogenannten "Goldenen Zwanziger" hinterließen auch im bis dahin abgeschotteten Reich der Mitte ihre Spuren.
B: Der vorübergehende Boom internationaler Mode- und Frisurentrends fand dann mit dem Näherrücken des Zweiten Weltkrieges sein Ende. Auch in den Frisuren der Frauen wurde der Wandel sichtbar. In den Vierziger Jahren ließen Kriegswirren und zunehmende Not die Frauen an andere Dinge denken als an modische Frisuren.
A: Die meisten Frauen trugen simple Kurzhaarfrisuren und schenkten ihrer Frisur kaum noch Beachtung. Aber gerade diese Kurzhaarfrisuren wurden unversehens eine Art Mode. Selbst Filmstars ließen sich die Dauerwellen abschneiden und hatten fortan die normale Kurzhaarfrisur.
B: Eine erste Veränderung gab es dann wieder in den Fünfziger Jahren. Frauen in den Städten begannen, lockige Kurzhaarfrisuren zu bevorzugen, ganz so wie die gebildeten Chinesinnen, die nach dem Krieg aus den USA zurückkamen oder die in der Sowjetunion studiert hatten. Diese lockigen Kurzhaarfrisuren gaben der neuen chinesischen Frau Schwung und Lebhaftigkeit verliehen.
A: Zumal in der noch jungen Volksrepublik nach den langjährigen Wirren von Krieg und Bürgerkrieg nunmehr Aufbruchstimmung herrschte. Überall veränderte sich das Leben, und die dynamischen Lockenfrisuren der chinesischen Frauen, die plötzlich gleichberechtigt mit ans Werk gingen, reflektierten den energiegeladenen Aufbruch in ein Neues China.
B: Dann kamen die Sechziger Jahre, und bis hinein in die Siebziger gab es landesweit fast ausschließlich zwei Frisuren: Entweder eine gerade geschnittene Kurzhaarfrisur bis über die Ohren, oder zwei lange Zöpfe. Alles andere und insbesondere Dauerwellen waren als Anbiederung an einen unchinesisch- kapitalistischen Lebensstil verpönt.
A: Ende der 70er Jahre begannen dann die Wirtschaftsreformen und die Öffnung Chinas nach außen, und damit verbesserte sich allmählich auch das Leben. Auch das Streben nach Mode und Schönheit wurde nicht länger als verwerflicher Ausdruck einer verdorbenen Lebensart bekämpft, sondern im Gegenteil plötzlich als etwas normales und gesundes sogar gefördert.
B: Plötzlich gab es wieder Ponyfrisuren, es gab wieder Dauerwellen und Kurzhaarfrisuren für modebewusste junge Frauen, ja selbst die ersten Punkfrisuren waren nun zu sehen. Und ständig tauchten neue Frisuren auf, und die Frauen folgten jedem Trend, ganz gleich, ob die Frisur nun ihrem Typ, ihrem Gesichtsschnitt, ihrem Temperament, ihrem Beruf , ihrer Kleidung und ihrem gesamten Stil entsprach, oder nicht.
A: Ja. Da lebten auf einmal die lange unterdrückten Wünsche nach Schönheit wieder auf, so plötzlich und so vielfältig war der Nachholbedarf, dass er manchmal auch mehr oder weniger etwas verwirrend auf die Leute wirkte.
B: In den 90er Jahren wurden Mode und Schönheit zu etablierten Marktfaktoren. Haardesign wurde zu einer Branche und vor allem zu einer Kunst. Heutzutage tragen die Chinesinnen ihr Haar in jeder nur denkbaren Form und Farbe, die Frisuren sind ebenso vielfältig, wie die Perücken, man sieht junge Frauen mit Locken, Zöpfen, Irokesen- Schnitten oder auch völlig kahlgeschoren. Und die meisten Frauen verstehen es heute, ihre Haartracht und Kosmetik auf Kleidung, Charakter und Beruf optimal abzustimmen. Die Betonung des Äußeren dient dabei nicht mal vornehmlich dazu, unbedingt den Männern zu gefallen oder die Anerkennung anderer Frauen zu bekommen, sondern vor allem dem Ausdruck von Selbstwertgefühl und Lebensqualität.
A: Also, wenn das so ist, Qiu Jing, dann könntest Du doch eigentlich als Spezialistin für Mode und Schönheit hier in der Redaktion mal eine Prognose wagen, wie sich die Frisuren der chinesischen Frauen in diesem Jahr so verändern werden.
B: Da bin ich mal wieder überfragt. Obwohl -- ich wüsste es schon gerne, denn dann könnte ich ja eine Trend-Agentur aufmachen. Nein, ich glaube, niemand kann genau vorhersagen, wie vielfältig die Frisuren der chinesischen Frauen in diesem Jahr werden und was sich im Detail da so tun wird. Eine Prognose wage ich dann aber doch: Die Frisuren und ihre Trägerinnen werden, da bin ich mir ziemlich sicher, noch eleganter und individueller werden.
A: Na, dann warten wir mal ab und lassen uns überraschen.!
Quelle: China Radio International.CRI.
B: Dabei sind Frisuren natürlich auch modebedingten Veränderungen Unterworfen. In der heutigen Rubrik "wussten Sie schon" wollen wir deshalb mal einen Blick auf die Frisuren der chinesischen Frauen im Wandel der Moden des 20. Jahrhunderts werfen.
A: Genau. Aber bevor es so richtig losgeht mit dem haarigen Thema -- sag mal, Qiu Jing, was ist denn bei chinesischen Frauen derzeit so angesagt in Sachen Frisur?
B: Oh, das ist schwer zu sagen. Eine dominierende Frisur-Mode gibt es meinem Eindruck nach heute nicht mehr. Die Frisuren der Frauen sind heute so vielfältig, dass es kaum noch möglich erscheint, hier festlegen zu wollen, welche Frisur besonders im Trend liegt.
A: Na ja, dann halten wir uns vielleicht an einen hierzulande populären Song, in dem der Sänger halb scherzhaft meint, heutzutage hätten die Jungs in den Städten längere Haare als die Mädchen, wobei die jungen Damen dafür jeden Tag eine neue Frisur haben wollten...
B: Na ja, wenn ich beide ansehe, dann ist das sicher ein bisschen übertrieben, aber es stimmt schon: Die Frisuren vor allem junger Chinesinnen bieten heute ein verwirrend vielfältiges Bild. Da ist von ganz kurz bis ganz lang alles vertreten, und von den Farben reden wir mal gleich gar nicht.
A: Nun beklag Dich mal nicht, auch wenn die Frisurenvielfalt früher tatsächlich höchst überschaubar war. Gleich verraten wir Ihnen, wie die Frisuren der Chinesinnen früher aussahen.
A: Gehen wir mal zurück an den Anfang des 20. Jahrhunderts, also in die letzten Jahre des chinesischen Kaiserreiches. Am Ende der Qing - Dynastie trugen die Frauen im allgemeinen einen Haarknoten am Hinterkopf. Die Stirn blieb dabei völlig frei. Manche Frauen teilten ihre Haare auch in zwei Strähnen, die sie in einem lockeren Knoten seitlich am Kopf herabhängen ließen. Unverheiratete Frauen durften ihre Frisur dabei nicht nach Belieben verändern, denn der Jungfräulichkeit entsprach eine traditionell genau festgelegte Haartracht.
B: Aber spätestens nach dem Sturz der Monarchie in der Revolution 1911 begannen die alten verkrusteten Strukturen aufzubrechen, und modebewusste Studentinnen, Künstlerinnen und Schauspielerinnen entdeckten völlig neuartige Ponyfrisuren. Die Stirnhaare waren dabei oft länger als 10 Zentimeter, und die ganze Frisur ähnelte einem Pfirsich.
A: Von wegen Pfirsich -- Bubikopf. Derlei neue Moden griffen vor allem im weltoffenen Shanghai um sich, das ja in den Zwanziger und Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts die wohlhabendste und blühendste Stadt in China war, in der auch internationale Einflüsse am schnellsten Fuß fassten. Dort waren ausländische Filme, Duftwasser, Mode usw. in, und von dort aus breiteten sie sich langsam in den Rest des Landes aus.
B: Die Frauen, zumal Studentinnen und Schauspielerinnen, hielten sich nicht mehr an die alten Traditionen und begannen, ihr Haar in allen Variationen zu tragen, kurz, lang mit Haarband oder mit Dauerwelle. Diese neue Entwicklung betonte nicht nur den speziellen asiatischen Charme, sondern dokumentierte zudem auch den modernen Anspruch der Frauen auf soziale Anerkennung und Respekt.
A: Auf alten Fotos sieht man, dass sich zum Beispiel Intellektuelle und Künstler im China der 20er Jahre in Kleidung und Frisur sehr schnell ihren Kollegen im Rest der Welt annäherten. Also, die sogenannten "Goldenen Zwanziger" hinterließen auch im bis dahin abgeschotteten Reich der Mitte ihre Spuren.
B: Der vorübergehende Boom internationaler Mode- und Frisurentrends fand dann mit dem Näherrücken des Zweiten Weltkrieges sein Ende. Auch in den Frisuren der Frauen wurde der Wandel sichtbar. In den Vierziger Jahren ließen Kriegswirren und zunehmende Not die Frauen an andere Dinge denken als an modische Frisuren.
A: Die meisten Frauen trugen simple Kurzhaarfrisuren und schenkten ihrer Frisur kaum noch Beachtung. Aber gerade diese Kurzhaarfrisuren wurden unversehens eine Art Mode. Selbst Filmstars ließen sich die Dauerwellen abschneiden und hatten fortan die normale Kurzhaarfrisur.
B: Eine erste Veränderung gab es dann wieder in den Fünfziger Jahren. Frauen in den Städten begannen, lockige Kurzhaarfrisuren zu bevorzugen, ganz so wie die gebildeten Chinesinnen, die nach dem Krieg aus den USA zurückkamen oder die in der Sowjetunion studiert hatten. Diese lockigen Kurzhaarfrisuren gaben der neuen chinesischen Frau Schwung und Lebhaftigkeit verliehen.
A: Zumal in der noch jungen Volksrepublik nach den langjährigen Wirren von Krieg und Bürgerkrieg nunmehr Aufbruchstimmung herrschte. Überall veränderte sich das Leben, und die dynamischen Lockenfrisuren der chinesischen Frauen, die plötzlich gleichberechtigt mit ans Werk gingen, reflektierten den energiegeladenen Aufbruch in ein Neues China.
B: Dann kamen die Sechziger Jahre, und bis hinein in die Siebziger gab es landesweit fast ausschließlich zwei Frisuren: Entweder eine gerade geschnittene Kurzhaarfrisur bis über die Ohren, oder zwei lange Zöpfe. Alles andere und insbesondere Dauerwellen waren als Anbiederung an einen unchinesisch- kapitalistischen Lebensstil verpönt.
A: Ende der 70er Jahre begannen dann die Wirtschaftsreformen und die Öffnung Chinas nach außen, und damit verbesserte sich allmählich auch das Leben. Auch das Streben nach Mode und Schönheit wurde nicht länger als verwerflicher Ausdruck einer verdorbenen Lebensart bekämpft, sondern im Gegenteil plötzlich als etwas normales und gesundes sogar gefördert.
B: Plötzlich gab es wieder Ponyfrisuren, es gab wieder Dauerwellen und Kurzhaarfrisuren für modebewusste junge Frauen, ja selbst die ersten Punkfrisuren waren nun zu sehen. Und ständig tauchten neue Frisuren auf, und die Frauen folgten jedem Trend, ganz gleich, ob die Frisur nun ihrem Typ, ihrem Gesichtsschnitt, ihrem Temperament, ihrem Beruf , ihrer Kleidung und ihrem gesamten Stil entsprach, oder nicht.
A: Ja. Da lebten auf einmal die lange unterdrückten Wünsche nach Schönheit wieder auf, so plötzlich und so vielfältig war der Nachholbedarf, dass er manchmal auch mehr oder weniger etwas verwirrend auf die Leute wirkte.
B: In den 90er Jahren wurden Mode und Schönheit zu etablierten Marktfaktoren. Haardesign wurde zu einer Branche und vor allem zu einer Kunst. Heutzutage tragen die Chinesinnen ihr Haar in jeder nur denkbaren Form und Farbe, die Frisuren sind ebenso vielfältig, wie die Perücken, man sieht junge Frauen mit Locken, Zöpfen, Irokesen- Schnitten oder auch völlig kahlgeschoren. Und die meisten Frauen verstehen es heute, ihre Haartracht und Kosmetik auf Kleidung, Charakter und Beruf optimal abzustimmen. Die Betonung des Äußeren dient dabei nicht mal vornehmlich dazu, unbedingt den Männern zu gefallen oder die Anerkennung anderer Frauen zu bekommen, sondern vor allem dem Ausdruck von Selbstwertgefühl und Lebensqualität.
A: Also, wenn das so ist, Qiu Jing, dann könntest Du doch eigentlich als Spezialistin für Mode und Schönheit hier in der Redaktion mal eine Prognose wagen, wie sich die Frisuren der chinesischen Frauen in diesem Jahr so verändern werden.
B: Da bin ich mal wieder überfragt. Obwohl -- ich wüsste es schon gerne, denn dann könnte ich ja eine Trend-Agentur aufmachen. Nein, ich glaube, niemand kann genau vorhersagen, wie vielfältig die Frisuren der chinesischen Frauen in diesem Jahr werden und was sich im Detail da so tun wird. Eine Prognose wage ich dann aber doch: Die Frisuren und ihre Trägerinnen werden, da bin ich mir ziemlich sicher, noch eleganter und individueller werden.
A: Na, dann warten wir mal ab und lassen uns überraschen.!
Quelle: China Radio International.CRI.
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